Hautretusche – Und warum weniger manchmal mehr ist

30. September 2016

Das Thema Hautretusche ist ziemlich komplex und umfangreich – immerhin gibt es unzählige verschiedene Methoden in der Bildbearbeitung für die Retusche.

Ich nehme eins gleich vorweg: welche Methode(n) man benutzt, sollte man nicht davon abhängig machen, was “andere” machen oder was für ein Stil gerade sehr gefragt oder “in” ist, sondern welche Methode einem selbst persönlich gefällt und vor allem, ob sie zum individuellen eigenen Stil des Fotografen passt.

Für alle die, die sich noch am Anfang des Lernprozesses mit der Bildbearbeitung befinden, ist es natürlich durchaus ratsam, einfach mal viele verschiedene Bearbeitungsmöglichkeiten kennen zu lernen und auch auszuprobieren. Das trainiert und schult auch den Blick für Feinheiten und Details. Auch in der Stilfindungsphase ist es durchaus hilfreich vieles auszuprobieren oder auch zu schauen, welche Methoden andere Fotografen benutzen und sich vielleicht auch Tipps und Anregung bei anderen zu holen, das alles trägt natürlich zum Lern- und Entwicklungsprozess mit bei. Je mehr man allerdings das macht, was andere machen, umso mehr entfernt man sich davon seinen eigenen Stil und Weg zu finden. Wie gesagt, zum Lernen ist das vollkommen ok vieles zu probieren und sich an anderen zu orientieren und von ihnen zu lernen aber letztlich sollte jeder an einen Punkt gelangen, an dem er “seinen eigenen Weg” findet. Das gilt nicht nur für den gesamten Bildstil, sondern eben auch für die Hautretusche.

Ich persönlich habe am Anfang auch unheimlich viel ausprobiert, es hat mir Spaß gemacht die vielen verschiedenen Methoden der Retusche, die es gibt, zu erlernen, auszuprobieren und meine Bilder damit zu verändern. Allerdings gibt es nun mal auch Fotografen und Bildstile, die sehr eigenwillig sind. Was nicht heißen soll, dass diese besser oder schlechter sind als andere, nur eben, dass sie ihren sehr eigenen Stil haben. Leider sieht man doch immer häufiger, dass viele einfach dann diese Bildstile kopieren anstatt sich wirklich selbst zu finden. Das ist schade, denn jeder sollte einfach auch meiner Meinung nach ein Stück seiner eigenen Persönlichkeit in die Bilder mit einfließen lassen und das kann man nun mal auch sehr gut durch die Bearbeitung.

Was aber hat das nun mit der Hautretusche zu tun?

Es gibt, wie eingangs bereits erwähnt, unzählige Methoden der Hautretusche und es gibt eben auch Fotografen, die scheinbar alle diese Methoden auf einmal bei einem Bild anwenden. Das führt dann letztlich dazu, dass die Haut der Modelle total unnatürlich und teilweise richtig vermatscht aussieht. Vollkommen glattgebügelt, keine einzige Hautpore ist mehr zu erkennen und die Gesichter sehen aus wie Masken. Dadurch geht – zumindest für mich – jegliche Ausdruckskraft und Persönlichkeit des Models verloren. Natürlich ist es vollkommen okay, Pickel und Hautunreinheiten auszubessern und auch besonders starke Augenränder darf man auch mal etwas aufhellen, schließlich mag niemand auf einem Foto aussehen wie aus einem schlechten Zombiefilm entsprungen. Aber hey, lasst doch mal die Kirche im Dorf und den Gesichtern noch etwas Ausdruck. Man muss nicht jede klitzekleine Falte wegretuschieren und auch Sommersprossen und Leberflecke gehören doch zu dem Menschen, den man da fotografiert hat, dazu.

Ich persönlich retuschiere nur noch mit dem Bereichsreparatur-Werkzeug, um eben Hautunreinheiten auszubessern und helle ab und an tiefe Augenschatten auf. Auch wenn ich die Frequenztrennung als Methode kenne und auch anwenden kann genauso wie das allseits beliebte “Abpudern”, verwende ich beides mittlerweile überhaupt nicht mehr, weil es mir einfach viel zu unnatürlich aussieht. Natürlich kommt es immer auf das Maß der Dinge an, aber mir ist es einfach auch zu aufwendig und zu Zeit intensiv geworden. Es lohnt sich einfach nicht -außer man erstellt Beautyaufnahmen für Hochglanzmagazine und Plakate- solch einen Aufwand zu betreiben.

Letztlich habe ich für mich eben entschieden, dass mir ein etwas natürlicherer Bildlook besser gefällt und zu meinem persönlichen Bildstil auch besser passt. Für mich ist deshalb weniger mehr, das muss natürlich noch lange nicht für andere so sein. Schließlich muss jeder für sich selbst eben seinen “eigenen” Weg und Stil finden.

 

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